Samstag, 19. Dezember 2009

5. September 1970
Berlin - Hamburg - Fehmarn

Am 5. September 1970 reiste Jimi von Berlin zum legendären Open Air Love & Peace Festival nach Fehmarn. Die Reisegruppe, bestehend aus mehreren Bands (Canned Heat, Colloseum) und deren Begleitern flog von Berlin nach Hamburg, um von dort per Zug nach Puttgarden weiter zu fahren.


Jimi mit einer Passantin bei seiner Ankunft am Hamburger Flughafen



Nach der Ankunft am Flughafen fuhr die Entourage per Bus zum Hamburger Hauptbahnhof, wo einige bemerkenswert schöne Fotos entstanden. Einen Teil von ihnen kann man hier sehen:



Gerd Augustin war damals dabei und erinnert sich:

"Als Vertreter der Plattenfirma "Liberty United Artists Records" begleitete ich die Band Canned Heat auf der von Lippmann & Rau organisierten Deutschland-Tournee, die von Jimi Hendrix angeführt wurde. Mit dabei waren Künstler wie Sly and the Family Stone, Ginger Baker’s Airforce, Fleetwood Mac und Ten Years After. Richtig knackige Bands also.
Es war eine riesige Tour, eine Rockmusiker-Horde von 50 Leuten zog durch die Republik: Von der Frankfurter Festhalle (Anmerkung des Admin: Jimi war in Frankfurt nicht dabei, er spielte an dem Abend in Kopenhagen) bewegte sich der ganze Tross nach Berlin in die ausverkaufte Deutschlandhalle, und von dort ging es über Hamburg zur Insel Fehmarn. In Hamburg gab es echte Schwierigkeiten beim Umsteigen vom Flughafenbus in den Zug, der uns weiter nach Fehmarn bringen sollte. Als der Bahnhofsvorsteher dieses bunte Volk sah, verweigerte er den Weitertransport per vorbestelltem Luxus-Waggon.
Nun spielen die Zufälle im Leben ja oft eine wichtige Rolle. Und diese Zufallsrolle übernahm die damals bereits verwitwete Frau des früheren Bundespräsidenten Heinrich Lübke. Sie war per Bahn allein auf dem Weg von Bonn nach Lübeck und musste den gleichen Zug benutzen, den auch wir nehmen wollten. Als sie am Bahnsteig mitbekam, wie miserabel sich der livrierte Bahnhofsvorsteher gegenüber den ausländischen Gästen benahm, sprach sie ein Machtwort und telefonierte mit irgendeinem hohen Tier, um uns kurz darauf persönlich in den Salonwagen zu eskortieren.
Sie gestand uns, dass sie ja eigentlich gar keine Macht mehr habe, aber aus den alten Tagen der Bundespräsidentschaft ihres Mannes noch ein Telefonbuch mit sich führe, in dem viele extrem hilfreiche Nummern stünden. Die kurze Zugfahrt nach Fehmarn nutzten wir dann für ein ausgiebiges Champagner-Frühstück, das Jimi der ganzen Runde spendierte."

3 Kommentare:

  1. Ich war live in Berlin dabei und war fasziniert als Jimi mit den Zähnen auf seiner Gitarre spielte. Die Menge tobte. Es war total irre!

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  2. Ich hab's ein bisschen anders in Erinnerung. Obwohl mit Canned Heat, Procol Harum und Ten Years After echte Granaten auf der Bühne standen, warteten alle gespannt auf Hendrix, der als Letzter dran war. Die anfängliche Begeisterung schlug schnell in Ernüchterung um: Jimi war schlecht drauf, wirkte total lustlos, gab, soweit ich mich richtig erinnere, nicht mal ne Zugabe. Als ich wenig später von seinem Tod erfuhr, habe ich seinen Auftritt mit ganz anderen Augen gesehen. Jimi ging es sehr sehr schlecht, und leider hatte er niemanden um sich, der sich wirklich um ihn gekümmert hat, nur Selbstdarsteller und gierige Groupies. Sehr traurig.

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    1. Jimi Hendrix hat zeilebens nie Zugaben gegeben. Bis auf eine einzige Ausnahme, das war 3 Tage vorher in Kopenhagen. Danke für den Beitrag!

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